Donnerstag, 6.8.2009 | Autor: mz | Quelle: Constantin Film
Die Tochter eines afghanischen Journalisten und einer deutschen Lehrerin kam 1979 in Köln zur Welt. Schon im Alter von zehn Jahren wollte sie Tänzerin und Schauspielerin werden. Dem stand nichts mehr im Wege, als sie bei einem Schultheatertreffen in Münster entdeckt wurde. 1995 gab Mina Tander ihr Filmdebüt in der Fernsehproduktion Absprung. Es folgten Rollen in den Kinofilmen Hinter dem Regenbogen, Harte Jungs und Schule. Mit dem Sozialdrama Hat er Arbeit? gelang ihr endgültig der Durchbruch. Daraufhin spielte sie Hauptrollen in preisgekrönten Filmen wie Fremder Freund oder Oktoberfest.
Außerdem war Mina Tander in großen Fernsehevents wie Tornado - Der Zorn des Himmels und Wir sind das Volk - Liebe kennt keine Grenzen zu sehen. 2008 spielte sie in Jan Fehses In jeder Sekunde die weibliche Hauptrolle an der Seite von Wotan Wilke Möhring und Sebastian Koch. Zudem stand sie unter der Regie von Jorgo Papavassilious für Grenzgänger vor der Kamera.
Was liebt Sara an dem leicht spröden Jan?
Sie liebt seinen Humor, seine Intelligenz, sein gutes Herz und ganz besonders seine Ruhe. Die wird allerdings auf eine harte Probe gestellt, als Jan auf die italienische Großfamilie trifft.
Ist Sara eher eine Italienerin oder eine Deutsche?
Die italienische Familie bedeutet ihr wirklich alles. Aber das wahnsinnig Laute und Emotionale der Marcipanes ist nur ein Teil von ihr. Sie wurde in Deutschland geboren, hat eine deutsche Mutter und viele deutsche Freunde. Jetzt muss sie Jan, den sie liebt und heiraten will, in diese Familie integrieren. Als die Probleme immer größer werden, muss sie sich für eine von beiden Seiten entscheiden.
Welche Vorteile bringt die Beziehung zweier Menschen, die aus verschiedenen Kulturen kommen?
Wenn man eine andere Kultur und Sprache auf so persönliche Weise kennenlernen kann, ist das meiner Meinung nach eine sehr große Bereicherung. Sicherlich gibt es auch Nachteile, aber wenn man zueinander passt, wiegen die nicht so schwer.
Sie sprechen im Film und am Set perfekt Italienisch. Woher können Sie das?
Für mich ist Italien wie eine zweite Heimat. Als Teenager habe ich sehr viel Zeit in Italien verbracht und nach dem Abitur sogar dort gewohnt. Ich bin ja selbst eine Halbdeutsche. Mein Vater kommt aus Afghanistan, aber ich habe seine Heimat noch nie besuchen können. Mit Italien habe ich einen guten Mittelweg gefunden. Dort fühle ich mich zu Hause.
War es schwer, den Dialekt von Apulien zu lernen?
Ich habe den Dialekt nicht von der Pike auf gelernt. Aber ich bin mit Paolo de Vita, der im Film Saras Onkel Raffaele spielt, alle Szenen durchgegangen. Meine Texte habe ich in einer Lautschrift notiert. Das war eine Herausforderung. Aber inzwischen beherrsche ich den Unterschied ganz gut. Für mich war es sehr wichtig, von den Italienern am Set als eine der ihren akzeptiert zu werden.
Wie haben Ihnen die Dreharbeiten in Gravina gefallen?
Das war toll. In Apulien findet man das echte Italien, fernab vom Tourismus. Ich war einen Monat dort, obwohl ich zwischendurch drehfrei hatte und für eine Woche nach Hause hätte fahren können. Ich bin extra geblieben, weil es mir so gut gefallen hat.
Findet man dort die wahre Seele Italiens?
Gleich am Anfang hatte ich ein sehr bezeichnendes Erlebnis: Wir saßen in einem Café in Gravina. Lino Banfi war auch dabei. Er ist in Italien ein Superstar. Vor allem in Apulien flippen die Leute aus, weil er aus dieser Gegend stammt. Da kam eine Frau auf mich zu und fragte mich, ob ich ihr ein Autogramm von Lino Banfi beschaffen kann. Ich sagte nur, dass es ein bisschen schwierig sei, weil ich noch gar nicht die Möglichkeit hatte, Lino offiziell zu begrüßen. Da kniff mir die Frau in die Wangen, knutschte mich links und rechts ab und sagte: »Grazie!« Das war für mich ein typisches italienisches Erlebnis. Und ein sehr schönes zugleich.
Was lernt der Zuschauer durch den Film über Italien und die Italiener?
Er entdeckt den hohen Stellenwert der Familie, aber auch die große Bedeutung des gemeinsamen Essens. Der Film zeigt das typische Lebensgefühl der Italiener und auch die Leichtigkeit, die ich in diesem Land immer wieder sehr genieße.
In welchem Punkt werden sich Italiener und Deutsche nie verstehen?
Kein Italiener wird jemals akzeptieren, dass man die italienische Küche nicht kennt oder, was noch schlimmer wäre, nicht mag. Beim Essen hört der Spaß auf. ■

